Hauptinhalt
 
News - Detailansicht
30.10.2025
Grafik: Handwerk BW
Grafik: Handwerk BW
Grafik: Handwerk BW
Grafik: Handwerk BW

Warum jetzt übergeben? Weil Nachfolge Zeit braucht. Wer früh plant, entscheidet über Zeitpunkt, Partner und Bedingungen selbst. Dieses Gespräch zeigt in klaren Worten, wie Betriebe im Elektrohandwerk ihre Nachfolge geordnet angehen – ohne Beraterlatein, mit Blick auf das Wesentliche und die Praxis.

Redaktion: Herr Bek, viele Elektro-Betriebe laufen gut. Warum sollten Inhaber sich trotzdem jetzt mit der Nachfolge beschäftigen?

Andreas Bek: Weil wir uns zum einen in einer Phase der massiven demographischen Veränderung befinden. 48 % der Einzelunternehmer im Elektrotechniker-Handwerk in Baden-Württemberg sind 56 Jahre oder älter. Bei den Informationstechnikern sieht es noch schlimmer aus. Und weil zum zweiten die Nachfolgeplanung Zeit braucht. Wer erst startet, wenn die Kräfte nachlassen oder wenn plötzlich ein Käufer auftaucht, gibt Tempo und Preis aus der Hand. Wer früher plant, entscheidet selbst: an wen, wann, zu welchen Bedingungen soll der Betrieb übergehen. Unsere Aufgabe als Verband: Schwelle senken, sicherer Rahmen, klare Schritte.

Redaktion: Herr Kitz, was bremst die meisten?

Jürgen Kitz: Erstens: Alltag frisst Strategie. Zweitens: alles hängt am Chef – Kunden, Wissen, Entscheidungen. Drittens: Oft fehlt ein klares Zielbild. Wer nicht weiß, wie er übergeben will, kommt nicht vom Fleck. Genau da setzen wir an: Erst Orientierung in einem Seminar, dann erarbeiten wir vertraulich und individuell mit dem Unternehmer oder den Gesellschaftern ein greifbares  Zielbild mit einem Fahrplan – in Ruhe, abseits des Tagesgeschäfts. Und natürlich begleiten wir die Umsetzung.

Zwei Stufen – damit es wirklich vorangeht

Redaktion: Wie sieht dieses „erst Seminar, dann Zielbild“ konkret aus?

Jürgen Kitz: Stufe 1 – Einführungsseminar (z.B. bei der Innung oder online): Überblick über Wege der Nachfolge (familienintern, Verkauf an Mitarbeitende, externer 

Nachfolger, Beteiligung, Verkauf an externe Käufer), Ablauf, Unterlagen, Zeitachsen. Fragen sind auch anonym möglich – das nimmt Druck raus. Stufe 2 – Individueller Zielbild-Tages-Workshop (1:1): Ein ganzer Tag nur mit dem Unternehmer – auf Wunsch mit Familienmitgliedern. Neutraler Ort, keine Störungen. Wir klären: Was ist wichtig? Welche Rolle will der Inhaber nach der Übergabe? Welche Variante passt? Welche Zahlen brauchen wir? Ergebnis: Fahrplan für 12–36 Monate.

Andreas Bek: Für unsere Mitglieder ideal: erst niedrigschwellig reinkommen, dann individuell vertiefen – ohne sich im großen Kreis outen zu müssen.

KURZ ERKLÄRT – Das 2‑Stufen‑Vorgehen

Stufe 1: Einführungsseminar – Überblick, Erfahrungen, Fragen (auch anonym).

Stufe 2: Zielbild‑Tages‑Workshop – neutraler Ort, Unternehmer/Gesellschafter am Tisch; Ergebnis: Zielbild und Fahrplan für 12–36 Monate.

 

„Zielbild“ – was heißt das praktisch?

Redaktion: Zielbild klingt nach Flipchart. Was bekommen Unternehmer handfest heraus?

Jürgen Kitz: Eine klare Beschreibung für Zustand zum Zeitpunkt der Übergabe. Ein Beispiel: „In 3 Jahren ist die zweite Führungsebene und die Projektleiter so aufgestellt, dass ich rausgehen kann. Serviceumsatz X %, Ertrag stabil bei X %, Nachfolger benannt, Rolle im Beirat, Verkaufsstruktur definiert, Verkaufspreiskorridor festgelegt.“ Dazu definieren wir dann den Fahrplan als roten Faden und die Meilensteine: Welche Maßnahmen müssen wir intern umsetzen, welche Verträge überprüfen wir, welche Kennzahlen messen wir, wer macht was bis wann. Das ist ein Arbeitsplan – klar und strukturiert. Damit geht’s in die Umsetzung.

Welche Wege gibt es – und was passt?

Redaktion: Familienintern, Verkauf, Beteiligung, Verkauf an Mitarbeiter MBO/MBI – wie findet man den passenden Weg?

Jürgen Kitz: Wir schauen auf drei Fragen: 1) Menschen: Gibt es jemanden, der führen will und kann – Familie oder Team? 2) Zahlen: Trägt der Betrieb die Übergabe – 

auch mit Bank und Finanzamt? Bedarf es Beteiligungs-Finanzpartner 3) Zeit: Haben wir 3 Jahre Zeit mit strukturierter Vorbereitung, oder drängt es? Daraus ergeben sich Szenarien: A) Drei‑Jahres‑Vorbereitung mit Wertsteigerung. B) Verkauf kurzfristig – dann klare Prioritäten und zügige Umsetzung. C) Externer Nachfolger (MBI) oder MBO – meist mit Beteiligungspartnern oder Bürgschaftsbank.

Andreas Bek: Es gibt nicht den Königsweg. Wichtig ist, dass der Weg zum Unternehmer und zum Betrieb passt – fachlich und menschlich.

Redaktion: Wie läuft ein Nachfolge‑Prozess typisch ab?

Jürgen Kitz: In drei Schritten: Analyse, Planung, Umsetzung. Je nach Variante ein bis fünf Jahre. Veränderung und Wertsteigerung brauchen Zeit. Wer drei Jahre hat, holt mehr Wert raus; wer schneller sin muss, setzt klare Prioritäten und wählt den Berater, der die Experten eng koordiniert. Wichtig, ist zu erkennen, das Nachfolge zu fairen Bedingungen erfahrene Berater braucht, um teure Fehler zu vermeiden! Der Aufwand für die Beratung ist oft überschaubar, insbesondere wenn man bedenkt das es um viel Geld geht. Als gelisteter Berater der BWHM weiß ich wie umfangreich Baden-Württemberg die Beratung für Unternehmer finanziell unterstützt.

Unternehmenswert – was lässt sich erzielen?

Redaktion: Viele fragen: „Was ist mein Betrieb wert?“ Was antworten Sie?

Jürgen Kitz: Wert entsteht aus Ertragsqualität, Umsatzgröße, Unabhängigkeit vom Chef, Anzahl der Projektleiter, sauberen Prozessen, Markenauftritt und gutem Kundenmix. Wer daran arbeitet, steigert Ergebnis und Faktor. Im Seminar übersetzen wir das in eine beispielhafte Unternehmensbewertung.

Diskretion – ohne sie geht es nicht

Redaktion: Viele scheuen externe Begleitung wegen Diskretion. Wie stellen Sie die sicher?

Andreas Bek: Beim Seminar mit anderen Unternehmern: geschlossener Teilnehmerkreis, keine Aufzeichnungen, klare Vertraulichkeitsregeln, Fragen 

können anonym gestellt werden. Aber es hilft ungemein Gleichgesinnte und deren Sicht kennenzulernen.

Jürgen Kitz: Im Seminar geht es um Grundsätzliches, also ein breites Verständnis der realistischen Möglichkeiten. Die Unternehmer stellen Fragen gern schriftlich – also anonym. Das funktioniert! Der Unternehmer bekommt Klarheit über alle Arbeitsschritte zur Übergabe seines Lebenswerks und muss sich nur bedingt öffnen.

Dann folgt ja oft ein individueller Zielbild-Workshop im vertrauten Teilnehmerkreis des Unternehmers an  neutralem Ort für ein konzentriertes strukturiertes Arbeiten an einem attraktiven Zielbild für den Zeitpunkt der Übergabe und einem systematischen Plan als roter Faden.

Redaktion: Was nimmt ein Betrieb taggleich im Seminar mit?

Jürgen Kitz: Die Teilnehmer erhalten im Seminar ein klares Verständnis über die praktischen Wege der internen und externen Betriebsnachfolge mit passenden Fahrplänen. Wie wird der Unternehmenswert ermittelt. Wie der Prozess läuft. Oft fällen Unternehmer die Entscheidung einen systematischen Zielbild-Prozess individuell für den Betrieb zu starten. Dann kann es schnell los gehen.

Andreas Bek: Und die Sicherheit: Man ist nicht allein. Verband und Berater begleiten Schritt für Schritt.

 

Als Erstansprechpartner in Sachen Betriebsübergabe steht Ihnen gerne Steffen Ellinger, Berater für Unternehmensführung / Bildung, zur Verfügung. Informationen bzw. Ansprechpartner sind neben den Herren Kitz und Ellinger auch bei den jeweiligen Handwerkskammern in Baden-Württemberg bzw. bei der BWHM GmbH zu finden.

 

INFO & NÄCHSTE SCHRITTE

1) Einführungsseminar besuchen  2) Unterlagen sichten  3) Zielbild‑Workshop terminieren (neutraler Ort, 1 Tag)

Kontakt: FV: Steffen Ellinger, steffen.ellinger@fv-eit-bw.de, 0711/95590666

Nachfolgeberatung: Jürgen Kitz – Unternehmensberater für Transformation | WCG

 

Kurzportrait – Jürgen Kitz (Partner, WCG Unternehmensberatung)
Jürgen Kitz ist Partner bei WCG, der auf den Mittelstand fokussierten Strategieberatung. Nach über 15 Jahren in Geschäftsführungsrollen der Elektroindustrie begleitet er mittelständische Unternehmen bei den zentralen Hebeln für Zukunftsfähigkeit: Strategie, Marke und Unternehmensführung. Aus einer Unternehmerfamilie kommend und selbst mehrfacher Nachfolger, führt er Nachfolgeprozesse strukturiert – von der Zielbild-Entwicklung bis zum erfolgreichen Unternehmensverkauf. Sein Ansatz: pragmatisch, vertraulich, umsetzungsstark – mit klarem Blick für Werttreiber und die Menschen, die sie bewegen. Eingebunden in die Partnerschaft GRAF LAMBSDORFF & COMPAGNIE bringt er auf Wunsch diskret passende Investoren mit dem Unternehmer ins Gespräch.    

 

Sie möchten Mitglied werden? Schreiben Sie uns: info@elektro-innung-freiburg.de oder rufen Sie uns an: 0761/ 80 68 50